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Staatsgestüte –

Erhalt von „lebendigem Kulturgut“!

Die Ausstellung bot mir die Möglichkeit über meine Art der Pferdefotografie zu sprechen und dass mehr dahinter steckt, als nur schöne Pferdebilder – Bilder sind auch Zeitdokumente und bewahren Tradition und Historie.
Das Pferd ist als ein bedeutungsvolles, lebendiges Kulturgut anzusehen. Und die Staatsgestüte als wichtige Institutionen, die es zu erhalten gilt, damit sie die Kultur und die Tradition in der Zucht verschiedener Pferderassen weiterhin pflegen. In Bild und Wort wollte ich in meinem Vortrag zeigen, wie essenziell Pferde und deren Geschichte in unserem Leben sind und wie wichtig es ist, dies auch im Bild festzuhalten.

 

Haupt- und Landgestüt Marbach

Baden-Württemberg, Deutschland
 

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Das Haupt- und Landgestüt Marbach ist das älteste Staatsgestüt Deutschlands. Die erste schriftliche Nennung ist 1514 in der Regierungszeit Herzog Ulrichs nachweisbar. Mit über 500 Pferden und der ältesten schriftlich dokumentierten Vollblutaraberzucht der Welt, hat es bei Pferdeliebhabern eine ganz besondere Bedeutung. Neben der beeindruckenden Pferdezucht ist die Pflege und Erhaltung des Kulturguts Pferd ein wesentlicher Auftrag für das raditionsverwurzelte Gestüt auf der Schwäbischen Alb.

Schon bevor man das Staatsgestüt Marbach betritt, zeigt das goldene Emblem am schweren Eisentor, wo man ist. Ein geschwungenes „M“ mit dem Hirschhorn ist das Brandzeichen von Marbach. Dieses Qualitätssiegel befindet sich auf der rechten Hinterhand eines jeden in Marbach geborenen Warmblutpferdes.

Schöne Gebäude unterschiedlicher Epochen und Baustile umranden den weitläufigen Hof. Hier steht auch das Wahrzeichen des Gestüts. Der so genannte „Stutenbrunnen“ von 1844 zeigt auf der Brunnensäule eine Stute mit ihrem säugenden Fohlen. Im Lauf mehrerer Jahrhunderte wurden auf dem weitläufigen hügeligen Gelände der Gestütsanlage nach und nach Gebäude und Stallungen erbaut. Zuletzt kamen die moderne Reithalle mit Sitzmöglichkeiten für 1.500 Besucher und eine Freiluftarena mit bis zu 10.000 Plätzen hinzu.

Zu der weiträumigen Anlage in Marbach gehören Ställe, Reithallen, Scheunen und Garagen, insgesamt 18 Gebäude. Etwa 15 km entfernt in den Gebäuden des ehemaligen Zisterzienserklosters Güterstein sind die älteren Stutfohlen untergebracht. Die Geschichte dieser Gebäude im typischen Schwarzwaldhaus-Stil reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Zum Haupt- und Landgestüt gehört auch das ehemalige Dominikanerinnenkloster Maria Gnadenzell auf dem Gestütshof in St. Johann. Die Kirche im gotischen Baustil stammt aus dem 13. Jahrhundert und beherbergt heute das Gestütsmuseum. Zudem ist in St. Johann die EU-Besamungsstation untergebracht.

Der verschwenderische Herzog Karl Eugen setzte Mitte des 18. Jahrhunderts neben Holsteinern und Oldenburgern auch blutgeprägte Zuchtpferde ungarischer und neapolitanischer Abstammung ein. Um 1770 besaß das Gestüt weit über 700 Pferde, die für die Landwirtschaft jedoch überwiegend ungeeignet waren. Mit dem Amtsantritt von König Wilhelm I. im Jahre 1816 kam es zu einer Neuordnung der Pferdezucht und einer Trennung von Hofgestüt und Landespferdezucht. 1817 wurde Marbach zum Landgestüt erhoben und erhielt die Gestütshöfe Offenhausen, St. Johann und Güterstein zugewiesen. Mit der Gestütsordnung wurde die erste deutsche Körordnung für Gestüts- und Privathengste geschaffen und damit die strikte Zuchtwahl zum Ziel erklärt.
Mit der Festlegung auf einen für das Militär wie die Landwirtschaft geeigneten Pferdetyps erwarb man unter anderem Zuchtpferde aus Ostpreußen. In Kombination mit Anglo-Normannen, darunter Linienbegründer Faust, entstand das Württembergische Warmblutpferd, das um 1900 hinsichtlich Größe und Typausprägung dem Zuchtziel weitgehend entsprach.

Nach dem 2. Weltkrieg erinnerte man sich an den ehemals segensreichen Einfluss des ostpreußischen Pferdes und setzte mit Golddollar einen Trakehner mit durchschlagender Vererbung ein. Als Volltreffer erwies sich der ehemalige Georgenburger Landbeschäler Julmond. In den Marbacher Beschälerboxen stehen heute Zuchthengste der Rassen Deutsches Reitpferd, Schwarzwälder und Süddeutsches Kaltblut und Vollblutaraber. Seit 1860 besteht ein durchgehendes Zuchtbuch der gezüchteten Linien.

Zwischen 1814 und 1819 erwarb König Wilhelm I. einige Hengste und Stuten aus dem Orient und legte damit den Grundstock für sein Vollblutaraber - Privatgestüt Weil bei Esslingen. Das Gestüt wurde berühmt, musste aber 1932 aus wirtschaftlichen Gründen abgegeben werden. Der größte Teil der Herde wurde vom Land Baden– Württemberg übernommen und erhielt in Marbach eine neue Heimat. Mit viel Engagement konnte die Zucht aufrechterhalten werden.
Der Hengst Hadban Enzahi  war stilprägend für die Araberzucht des Gestütes, er wurde zur Legende und prägte nicht nur die Marbacher, auch die deutsche und internationale Araberzucht wie kein anderer.
Eine weitere Besonderheit auf der Schwäbischen Alb sind die Schwarzwälder Füchse, eine alte Kaltblutrasse. Die imposanten Pferde mit üppiger blonder Mähne und Schweif zählen zu den Besucherlieblingen. Die Zucht dieser in der Nachkriegszeit fast ausgestorbenen Rasse wurde durch die Bereitstellung von Hengsten in Marbach gerettet. Dem Gestüt Marbach ist es zu verdanken, dass diese heute seltene Rasse aktiviert und mit erstklassigen Deckhengsten gepflegt wurde.

Die Ausbildung von Reitern und Pferden hat einen hohen Stellenwert. Über 600 Reit- und Fahrschüler besuchen jährlich die Landesreit- und Fahrschule des Gestüts. Es werden Fahrkurse, int. Sportevents wie Spring- und Dressurturniere veranstaltet. Die besten Vielseitigkeitsreiter der Welt loben die herrlichen Naturhindernisse auf dem Marbacher Terrain. Die jährlich stattfindende Hengstparade ist eine international bekannte Attraktion in Marbach. Das Haupt- und Landgestüt Marbach führt dabei nicht nur Hengste und Stuten verschiedener Rassen vor, sondern zeigt auch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Pferdes als Sport- und Freizeitkamerad.

Wenn die gelernte Landwirtin und promovierte Agrarwissenschaftlerin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, die als erste Frau offiziell die Gestütsleitung von Dr. Helmut Gebhardt im Herbst die Leitung des imposanten Staatsgestüts mit über 500 Pferden, 90 fest angestellten Mitarbeitern und 37 Auszubildenden übernimmt, steht sie vor einer spannenden Aufgabe.
Neben der Fortführung bewährter Tradition in Pferdezucht und -haltung zählen die Modernisierung des Außenauftritts des Gestüts, aber auch der Ausbau moderner wissenschaftlicher Methoden beispielsweise auf dem Sektor der Biotechnologie zu ihren Vorhaben.

Auf die artgerechte Haltung der in der freien Natur in großen Herden lebenden Tiere wird in Marbach besonders großen Wert gelegt. Im Freien auf weiten Weiden, drinnen in weitläufigen Laufställen, wo sich die Warmblutpferde über Nacht aufhalten, werden ihnen fast natürliche Bedingungen geboten.

Marbach ist eben mehr als nur eines der wichtigsten Gestüte Deutschlands.

Haupt- und Landgestüt

Neustadt Dosse

Brandenburg, Deutschland

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Das schöne Ruppiner Land und die Prignitz stellen mit ihren einzigartigen Alleen, Wäldern und Auen etwas ganz Besonderes in Brandenburg dar, denn in der Prignitz bilden seit mehr als 200 Jahren Pferd, Natur und Mensch ein untrennbares Ensemble.
Mittendrin liegt das malerische Brandenburgische Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse). Es erstrahlt nach vielen Jahren der Renovierungsarbeiten heute in neuem Glanz. Nach der Wende stand es schlecht um den Fortbestand des ehemals königlichen Gestütes. Nur dem persönlichen Einsatz vieler engagierter Pferdemenschen und der unermüdlichen Arbeit des langjährigen Gestütspersonals und der Zielgerichtetheit des heutigen Geschäftsführers Dr. Jürgen Müller ist der Wiederaufstieg des Gestütes zu verdanken, das auf eine lange Historie zurück blickt:

1662 ließ Friedrich II. von Hessen Homburg von vielen Flussarmen der Dosse durchzogene Sumpfgebiete rund um die Stadt trockenlegen und in Wiesen verwandeln. Schon bald verkaufte er Pferde äußert lukrativ an die kurfürstliche Reiterei.
1694 ging Neustadt und Umgebung über in den Besitz des Kurfürsten Friedrich III., des späteren Königs Friedrich I., und fiel somit an Brandenburg. Die Zuchtstätte wurde Hofgestüt.

Dem äußerst sparsamen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. erschien es jedoch finanziell sinnvoller, Maultiere statt Pferde für die Armee zu züchten, ebenso hielt es sein Sohn, Friedrich der Große. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II. (Regierungszeit 1786 –1794), liebte alles Schöne - auch edle Pferde, die er aber in Preußen nicht finden konnte. Sein junger Reiseadjutant Carl Graf von Lindenau , Kavallerieoffizier und Sohn eines sächsischen Oberstallmeisters, begeisterte den König von der Idee, Stammgestüte einzurichten, um mit erstklassigen Hengsten die bis dahin unattraktive bodenständige Pferdezucht zu kultivieren.
Im März 1788, verfügte der Kriegs- und Domänerat Preußens, dass eine Zuchtanlage mit dem Namen »Friedrich-Wilhelm« zu errichten sei. Kurz darauf begann der sächsische Bauinspektor Glasewald das heutige Hauptgestüt für ca. 60 Mutterstuten und einen Kilometer entfernt das Kurmärkische Landgestüt genannt Lindenau-Hof (heute Landgestüt) für ca. 100 Beschäler zu errichten.

Beide Anlagen entstanden als rechteckige Höfe im klassizistischen Stil.
Das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt mit seinem schloßartigen Landstallmeisterhaus im Hauptgestüt gilt heute als Kleinod preußischer Baukunst. Es spiegelt auf der einen Seite die Pracht der Zeit, anderseits aber auch die Zweckmäßigkeit der Komplexe wieder. Die Stallungen wurden nach modernsten Erkenntnissen gebaut, hell und gut belüftet, Fußboden aus Klinkersteinen mit Ablaufrinnen.
Die Gestüte dienten der Sicherung und Versorgung der preußischen Armee mit Pferden und für den Verkauf ins Ausland.

Auf königliche Order wurde daraufhin erstmalig ein Körzwang eingeführt und ein einheitliches Brandzeichen festgelegt - "Pfeil und Schlange". Sie sollten als Zeichen von Schnelligkeit, Klugheit und Gewandtheit künftig alle in Neustadt gezogenen Pferde kennzeichnen. Die bereits deckenden Hengste aus Trakehnen, Hannover, Mecklenburg und Frankreich reichten Graf von Lindenau nicht aus, um die Landeszucht zu veredeln, weshalb er 1789 dreizehn arabische Hengste mit in die Zucht aufnahm. Diese hinterließen mit "Mocraby" und "Bayan" in den Neustädter Zuchtannalen entscheidende Spuren. 
"Bayans" bester Sohn, "Pretender", wurde für beachtliche 220 Louisdor von einem englischen Pferdehändler gekauft und später für ein Vielfaches an Napoleon Bonaparte veräußert. Der dem ungewöhnlich schönen jungen Hengst den Namen "Sanspareille" (Ohnegleichen) gab.

Heute ist das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt in Neustadt (Dosse) eine Stiftung des öffentlichen Rechts.
Als eines der größten Haupt- und Landgestüte Europas hat es die Bereitstellung anerkannter und gut durchgezüchteter Hengste sowie die Erhaltung und Veredelung der heimischen Pferdezucht als Hauptaufgaben. Daneben finden die Leistungsprüfungen nach dem Tierschutzgesetz, die Wahrung des kulturhistorisch wertvollen Erbes und der Traditionen sowie die Erhaltung der denkmalgeschützten Gestütsanlagen besondere Aufmerksamkeit.
Auf ca. 400 ha landwirtschaftlicher Fläche erzeugt das Hauptgestüt alles, was es zur Eigenversorgung der Stutenherde und zur Unterstützung der Hengste des Landgestütes benötigt. Dank der weitläufigen eigenen Flächen ist das Gestüt unabhängig und kann auch bei der Durchführung zahlreicher Veranstaltungen von diesem großen Potential zehren. Dieses Kulturgut lädt u.a. auch zu Kremserfahrten, Besichtigungen oder Ausritten ein.
Die Ausbildung spielt auf dem Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt eine wichtige Rolle. Ob in der Schule im Fach Reiten oder während der Berufsausbildung zum Pferdewirt.
Natürlich werden hier auch Pferde ausgebildet, ob die Hengste für die Veranlagungsprüfungen oder Stuten für den Leistungstest. Vom Fohlen bis zum turniermäßig gearbeiteten Reit-/Fahrpferd erhalten alle die ihnen entsprechende Ausbildung.

In regelmäßiger Folge finden auf dem Gelände des Brandenburgischen Haupt- und Landgestütes Neustadt (Dosse) Länderchampionate, Reitpferdeverkaufstage, Körungen und Leistungsprüfungen für Stuten und Hengste statt. Jedes Jahr im September besuchen unzählige Pferdeliebhaber die beliebte Hengstparade. Alljährlich findet im Herbst auf den Weiten des Gestütsgeländes die Hubertusjagd in Zusammenarbeit mit der Sportgemeinschaft des Deutschen Bundestages statt. Auch ein Adventsmarkt erfreut sich jedes Jahr allgemeiner Beliebtheit

Das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt lädt zu fachspezifischen oder historischen Führungen über die Gestüte und seine Ländereien ein. Man kann das Areal aber auch per Kutsche erkunden oder die interessante Umgebung um die Zuchtstätte näher kennen zu lernen.

Haupt- und Landgestüt

Schwaiganger

Bayern, Deutschland

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Das bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger liegt in traumhaftschöner Gebirgsgegend im Werdenfelser Land bei Ohlstadt nahe Garmisch.
Erste staatliche Maßnahmen der organisierten Pferdezucht datieren aus dem 16. Jahrhundert, besonders beeinflusst durch Herzog Wilhelm IV. und Ludwig V., die auch den Klöstern Beschäler zur Verfügung stellten. 
Später kam es zur Gründung der Hofgestüte Rohrenfeld und Graßling, bevor Kurfürst Maximilian III. Joseph 1754 die gesamte Gestütsverwaltung unter staatliche Order stellte - darunter auch das 1730 von den Hohenzollern errichtete Haupt- und Landgestüt Ansbach. 
Im Gut Schwaiganger, urkundlich 955 erstmals erwähnt und ab 1610 Sommerweide des Hofgestüts Graßling, wurde um 1769 mit etwa 70 Hengsten aus Holstein, Mecklenburg, Ostpreußen, Frankreich und Ungarn der Gestütsbetrieb aufgenommen. Analog Celle, wo in den Anfangsjahren die Hengste den bäuerlichen Züchtern unentgeltlich zur Verfügung standen, verfuhr man auch in Schwaiganger.

Teilweise wurden den Bauern auch Stuten überlassen, um die Pferdezucht zu fördern. Ab 1780 war das Hofgut im Besitz von Herzogin Maria Anna, Witwe von Herzog Clemens und Schwester des Kurfürsten Maximilian III., die zehn Jahre in Schwaiganger residierte. Aus dieser Zeit stammt das Hauptgebäude als großzügig angelegter Flügelbau sowie das Tanzhaus.

Wechselvoll war die Entwicklung ab 1808: Zunächst Armeegestüt, das 1826 aufgelöst wurde, erfolgte 1840 der erneute Aufbau eines Stammgestüts für Warmblutpferde, das 1864 aber in das Hofgut Achselschwang verlegt wurde.
Bis 1920 war Schwaiganger Remontedepot und wurde dann vom bayerischen Staat übernommen und diente zunächst überwiegend der Kaltblutzucht.
Mit Achselschwang, dem Eichelscheiderhof-Zweibrücken in der Pfalz sowie Landshut und Ansbach verfügte Bayern derzeit über zahlreiche Staatsgestüte.

Im späteren Landgestüt Landshut wurden ab 1750 Fohlen des fürstlichen Gestüts Schleißheim aufgezogen. Ab 1768 standen in den Stallungen der Residenz Hengste des Hofgestüts Rohrenfeld mit vorwiegend spanisch - orientalischer Abstammung. 1859 wurde eine neue Gestütsanlage errichtet, die ab 1870 vornehmlich mit Oldenburger Hengsten und Kaltblütern besetzt war, später aber auch mit Warmblut- und Haflingerhengsten.
Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts bezogen in Schwaiganger die ersten Warmbluthengste aus norddeutschen Zuchtgebieten ihre Boxen und ergänzten damit den bestehenden Bestand an Kaltblütern und Haflingern. Nach Schließung des Landgestüts Landshut (1980) und der Übernahme einiger Hengste erhielt Schwaiganger den Status eines Haupt- und Landgestüts.
Im heutigen Beschälerbestand sind nahezu alle bedeutenden Hengstlinien vertreten, unter denen die R-Linie über Raueck I und dessen im Springsport der Kl. S erfolgreichen Sohn Rauherr ebenso eine Rolle spielt wie Rothschild v. Ramiro, der sich über seinen Sohn Rautenstein, der mit den Vollbrüdern Rivero I und II zwei noch junge, im Dressursport hocherfolgreiche Nachwuchshengste lieferte, einen Namen machen konnte.

Pilot ist mit zwei Söhnen und einem Enkel vertreten, Holsteiner Blutströme der L- und C-Linie führen derzeit vier Hengste und als hoffnungsvoller Vertreter der Abglanz-Linie muss der Oldenburger Asti Spumante v. Argentinus angesehen werden. 
Neben der Reitpferdezucht spielen Kaltblüter und Haflinger eine bedeutende Rolle; derzeit gehören über 20 Hengste diesen Rassen an. 
Insgesamt beträgt der Bestand über 400 Pferde, darunter eine durchschnittlich 40 Köpfe umfassende Herde Warmblutstuten und ca. 30 Haflinger- und Kaltblutstuten.
Seit dem 1.1.2004 ist Schwaiganger das Lehr- Versuchs- und Fachzentrum für Pferdehaltung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.
Das LVFZ-Schwaiganger unterstützt in Zusammenarbeit mit dem Institut für Tierzucht mit der Erhaltungszucht von stark in ihrer Existenz bedrohten Nutztierrassen den Erhalt dieser Rassen. Auf der Versuchsstation Guglhör und in Schwaiganger werden „Rottaler Pferde“, „Murnau-Werdenfelser Rinder“, „Brillenschafe“, „Alpine Steinschafe“, „Schwarze Bergschafe“ und „Weisse Bergschafe“ gehalten.
Die Hauptaufgabe unter der Leitung von Landstallmeister Dr. Eberhard Senckenberg liegt in der Zucht und Aufzucht von Hengsten der Rassen Warmblut, Haflinger und Süddeutsches Kaltblut sowie in der Bereitstellung von Zuchthengsten für die Landespferdezucht.
Das Angebot der Dienste Schwaigangers ist daher dementsprechend groß und reicht von vielen Veranstaltungen rund ums Pferd bis zum Fahrkurs einschließlich Fahrprüfung bis hin zu Lehrgängen zum Holzrücken mit Pferden. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Gesamtanlage können hier natürlich ideal in schönster Umgebung Turniere aller Art abgehalten werden.
 

Landgestüt Warendorf

Nordrhein-Westfalen, Deutschland

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Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt blickt inzwischen auf eine 180-jährige Geschichte zurück. 1826 wurde es auf Wunsch der Züchter Westfalens und der Rheinprovinz gegründet und war damit das erste Preußische Landgestüt im Westen. Nach Kriegsende ging es in den Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen über und ist heute dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen zugeordnet. Genau 125.848 Pferde verschiedenster Rassen und Schläge gab es 1816 in Westfalen. Die Pferdezüchter hatten aufgrund der guten Ergebnisse in Ostpreußen nach einem Landgestüt verlangt. 1816 kam die Zusage - zehn Jahre später das Landgestüt.
Die 13 in Warendorf aufgestellten Hengste aus Ostpreußen wurden von den westfälischen Züchtern alles andere als herzlich empfangen. Sie wollten Hengste, deren Nachkommen kräftig genug waren, um die Bewirtschaftung der tiefen Böden zu garantieren. So herrschte ein ziemliches Zuchtdurcheinander, zumal die Stutenbasis alles andere als homogen war. Und so züchteten die Besitzer das, was sie für richtig hielten. Der Einfluss des Landgestüts reichte nicht aus, auch wenn 1878 über 100 Beschäler aufgestellt waren. Die mangelnde „Zuchtleitung“ führte dazu, dass im Norden des Landes der Oldenburger dominierte, im Süden man auf Kaltblüter setzte.

1904 wurde das Westfälische Pferdestammbuch gegründet und es wurden einheitliche Zuchtziele definiert, Rechte und Pflichten der Mitglieder bestimmt, Zuchtbuchführung geregelt, Brandzeichen festgelegt und die Durchführung von Leistungsprüfungen für Hengste und Stuten angeregt.
Das Prüfungssystem war anspruchsvoll. Landgestütshengste traten gegen private an und die Züchter erkannten die Notwendigkeit der Leistungszucht. Von den vielen Rassen, die eingesetzt wurden, setzte sich der Hannoveraner durch.
1920 beschloss die Generalversammlung des Westfälischen Pferdestammbuchs nur noch auf hannoveranische Grundlage zu züchten. Nach dem Krieg wurde das Zuchtziel entsprechend der neuen Anforderungen modelliert. Ein vielseitig verwendbares Reit- und Sportpferd wurde angestrebt.
Seit 1968 ist die Deutsche Reitschule dem Landgestüt Warendorf angegliedert. Sie bietet Fortbildungs- und Prüfungslehrgänge für Berufsreiter und Turnierfachleute an. In der Fachschule Fahren werden Lehrgänge und Prüfungen vom Fahrabzeichen bis zum Fahrlehrer durchgeführt. Rund 50 Hengste und Wallache gehören zum Lehrpferdebestand der Deutschen Reitschule.
Die Aufgabe des Landgestüts ist seit seiner Gründung im Grundsatz unverändert geblieben. Sie besteht darin, den Pferdezüchtern qualitätvolle und genetisch interessante Hengste gegen ein angemessenes Deckgeld zur Verfügung zu stellen. Oberstes Ziel ist dabei der Zuchtfortschritt. Das Landgestüt unterhält in Westfalen und im Rheinland 22 Deckstellen bzw. Besamungsstationen. Alle werden von geschultem Fachpersonal geleitet.

Seit 1996 wird das Gestüt von der Diplom-Agaringenieurin Susanne Schmitt-Rimkus geleitet. Sie war die erste Landstallmeisterin Deutschlands und ist „Herrin“ von rund 100 zuchtaktiven Hengsten. Das Gestüt hat einen durchschnittlichen Hengstbestand von 80 Warmbluthengsten, zwei Vollblütern und 17 Kaltbluthengsten. Bei der Kaltblutzucht liegt der Schwerpunkt in der Erhaltung von wertvollen Genen.
Etwa 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versorgen und betreuen die Hengste. Hinzu kommen 20 Auszubildende. Dem Gestüt angegliedert ist die Deutsche Reitschule. Sie ist das "Zentrum der Berufsreiterei" und bietet Fortbildungs- und Prüfungslehrgänge für Berufsreiter, Amateure und Turnierfachleute an. Da nicht jeder Prüfling über ein eigenes Pferd verfügt, gehören etwa 50 Hengste und Wallache zum Lehrpferdebestand der Schule. Insgesamt bietet das Landgestüt auf seinem acht Hektar großen Gelände Platz für 160 Pferde. Die Decksaison dauert von Februar bis August. In dieser Zeit steht ein Teil der Hengste auf den 22 Deck- bzw. Besamungsstationen in Westfalen und dem Rheinland. Zu den Kunden zählen aber auch Züchter aus anderen Teilen Deutschlands, aus ganz Europa, den USA und Australien. Das Nordrhein-Westfälische Landgestüt ist immer einen Besuch wert, sei es zu den traditionellen Hengstparaden oder zum Open-Air-Festival, bestehend aus der „Symphonie der Hengste“, dem Familientag und einem Popkonzert. Der Tag der offenen Tür, Warendorfer Züchtersonntage, Hengstleistungsprüfungen und Führungen in den denkmalgeschützten Stallungen bieten immer einen Anlass.

Bundesgestüt Piber

Österreich

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Eingebettet in die idyllische Hügellandschaft der Weststeiermark liegt der Ort Piber. Im Bundesgestüt Piber wird das vierhundertjährige Wissen um die Aufzucht und die Besonderheit der Ausbildung für die Lipizzaner darauf ausgerichtet, Pferde mit jenen Leistungen zu züchten, die sie durch die Spanische Hofreitschule weltberühmt gemacht haben.

Nach der Auflösung der Domäne des Stiftes St. Lambrecht 1798 wird Piber als Militärpferdedepot einer neuen Bestimmung zugeführt. 1867 wird das Militärgestüt dem k.&k. Landwirtschaftsministerium in Wien unterstellt. 1920 Nach Auflösung des k.&k. Hofgestütes Lipizza (1915) finden die in Österreich verbliebenen Lipizzaner ihre neue Heimat. Die Standortentscheidung fällt dabei auf Piber.

1942 während des 2.Weltkriegs, werden die Lipizzaner aus Piber nach Hostau in Böhmen verlegt und sie konnten den Händen der russischen Arme nur knapp entkommen.
Aus den Ställen um Schwarzenberg in Bayern werden 1945 die österreichischen Lipizzaner nach St. Martin in Oberösterreich gebracht. Die insgesamt 215 Pferde finden in Wimsbach eine vorläufige Heimat, in der sie bis 1952 bleiben. Als die Pferde von dort heimkehren, beginnt eine kontinuierliche Phase der erfolgreichen Entwicklung des Gestüts.
2001 wurde das Bundesgestüt Piber mit der Spanischen Hofreitschule zu einer gemeinsamen Gesellschaft öffentlichen Rechts zusammengeführt.
Ein Höhepunkt in der Geschichte des Bundesgestüts ist die Präsentation der Steirischen Landesausstellung 2003 zum Thema "Mythos Pferd".  Die damit verbundenen Investitionen in die gesamte Infrastruktur bieten heute ideale Voraussetzungen  für Reitsport- und Kulturveranstaltungen.

Das Bundesgestüt Piber trägt dazu bei, ein wichtiges und lebendiges Kulturerbe Österreichs zu bewahren und eine der edelsten Pferderassen in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten.     Die Besten jedes Jahrganges werden für die Spanische Hofreitschule ausgewählt. Die Zusammenarbeit zwischen dem Bundesgestüt Piber und der Spanischen Hofreitschule basiert unter anderem auf einem einzigartigen Kreislauf: Die besten Hengste der Spanischen Hofreitschule vererben ihre positiven Eigenschaften weiter - sie kehren als Beschäler für eine Decksaison nach Piber zurück.

Das Herz der Lipizzanerzucht sind die Mutterstuten. Sie sichern den Nachwuchs für die Spanische Hofreitschule. Die Jungstuten der Mutterherde, auch "Gestütsstuten" genannt, werden im Alter von 5 Jahren zum ersten Mal gedeckt. Jedes Lipizzanerfohlen trägt zunächst ein fast schwarzes Haarkleid. Erst im Laufe von sechs bis neun Jahren bildet sich in den meisten Fällen die so bekannte Schimmelfarbe des Lipizzaners voll aus. Wenige Fohlen werden mit braunem Haarkleid geboren, diese bleiben auch braun. 


Nach etwa einer Woche im Geburtenstall übersiedeln Mutter und Fohlen in den Laufstall zurück, in die Herde, die ab nun der wichtigste Lebensbereich in der Aufzucht ist. Diese Umweltbedingungen bestimmen neben den Erbanlagen immerhin zu 50 Prozent die spätere körperliche Leistungsfähigkeit und den Charakter. 
Sechs Monate nach der Geburt werden die Fohlen von den Muttertieren getrennt und bilden eine neue Fohlenherde. Im folgenden Frühjahr, werden die "Jährlinge" nach Geschlecht getrennt und in die Junghengst- bzw. Jungstutenherde eingegliedert. So reifen die Jungtiere körperlich und charakterlich unter artgerechten Bedingungen heran.

Ganze drei Mal während der Phase des Heranwachsens verbringen die Jung- Lipizzaner den Sommer in den Bergen. Und das hat mehrere gute Gründe. Denn Jungstuten wie -Hengste lernen auf den gestütseigenen Almen in 1600 Meter Höhe perfekte Trittsicherheit und trainieren Sehnen und Gelenke. 
Bei ihren ausgedehnten Weidegängen auf kräuterreichen Almwiesen werden die Pferde immer von ihren Betreuern beaufsichtigt und am Abend in den Stall geführt. Der ständige Kontakt mit dem Menschen ist ein zentrales Element während der Aufzucht. So lernt das Tier den Menschen als seinen Partner mit einem höheren sozialen Rang respektieren. Das ist wichtig und entscheidend für die spätere Ausbildung.

Dreieinhalbjährig werden die Tiere zur Hauptmusterung vorgestellt, das zentrale Ereignis in der Gestütsarbeit. Sämtliche Daten werden in die Gestütsbücher aufgenommen. 
Dem traditionellen Zuchtziel entsprechend sind die besten Hengste für Ausbildung und Präsentation in der Spanischen Hofreitschule zu selektieren.
Das Prinzip der Leistungsprüfung in einer geschlossenen Herde ermöglicht die genaue Dokumentation der Lebensleistung jedes Pferdes. Es werden eine unglaubliche Datenmenge über Temperament, Leistungsbereitschaft und Charakter dokumentiert, bereits ab dem Geburtsverlauf. Das dokumentierte Wissen ist in vielen Bereichen abseits vom unmittelbaren Zuchtprogramm von großem Nutzen. Beispielsweise ist es wertvolles Know-how im Erfahrungsaustausch mit anderen Lipizzanerzüchtern und -gestüten.

Dieses Wissen ist die Basis für den Zuchtwert, die Zuchtplanung und die gesamte Arbeit der Gesellschaft öffentlichen Rechts Spanische Hofreitschule - Bundesgestüt Piber.
   Mit dem herrschaftlichen, barocken Schloss bietet das Bundesgestüt Piber für Veranstaltungen und Feierlichkeiten in ländlich-eleganter Idylle einen unvergleichlichen Rahmen. Neben den wundervollen Pferden sind es eine Vielzahl von Veranstaltungen, wie der traditionelle Almabtrieb von der 1470m hoch gelegenen Stubalm, Gespannfahrprüfungen und vieles mehr, die das Gestüt unter der Leitung von Dr. Max Dobretsberger zu einem sehenswerten Publikumsliebling machen.

Haras national du Pin

Normandie, Frankreich

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Das Nationalgestüt von Le Pin ist das älteste französische Staatsgestüt. Sämtliche Gestüte entstanden durch das Gesetz aus dem Jahre 1665 von Colbert, dem 1. Minister von Ludwig XIV. Dieser gründete ein königliches Gestütssystem, das vom König selbst geleitet wurde. Das Ziel war die Erneuerung der Pferde, die Kontrolle und Selektion der Zuchtlinien und die Lösung des Problems, das mit der Zucht verbunden ist, seitdem Pferde in Kriegen eingesetzt wurden (also besonders der Mangel an Pferden).



Le Pin hat bis zu 40 staatseigene Hengste, die während der Decksaison zur Verfügung stehen. Cob Normand, Percheron, Selle Français, Vollblut-Araber, Anglo-Araber, Französische Traber, Englisches Vollblut und Ponyhengste sind im Angebot.



Le Pin trägt den Beinamen „Versailles der Pferde“. In der Tat, in Hinblick auf die Architektur erinnern viele Merkmale an das Schloss von Versailles: Die symmetrische Anlage der Gebäude und die Straße, die eine Blickrichtung durch den Wald frei gibt und „l'Avenue Louis XIV“ genannt wird. Der Architekt Robert de Cotte übernahm die selben Strukturen, wie sie in Versailles 1715 für die Ställe verwendet wurden (die Hufeisen­form). Das Schloss, das Haus des Direktors, wurde erst später (1730) gebaut.



Eine weitere Anlehnung an Versailles sind die Gärten, die von Le Nôtre-Schülern entworfen wurden. Anfangs umfasste das Land 1.112 Morgen. Allerdings wurde es während seiner Geschichte aufgeteilt: 350 Morgen werden von der O.N.F (Forstverwaltung) verwaltet und 450 Morgen wurden dem I.N.R.A (Forschungszentrum für Genetik und Agronomie) vermietet.

Nationalgestüt Bábolna

Ungarn

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Weltweit gibt es vielleicht nur einige ausgesuchte Gestüte, die mit einer auf zwei Jahrhunderte zurückblickender Treue, Fachkenntnis und Tradition Araberpferde züchten.
Das Arabergestüt in Bábolna ist eine dieser außergewöhnlichen historischen Stätten in der Kultur der Pferdezucht. 1789 wurde das traditionsreiche kaiserlich-königliche Gestüt Bábolna gegründet, in dem ab 1816 ausschließlich nur noch Araberhengste zur Deckung zugelassen wurden. Damit ist die Entstehung der Araberrasse um ein viertel Jahrhundert jünger im Gegensatz zur Gründung des Gestüts für die englischen Vollblüter (1793). 

Gemessen an der historischen Bedeutung begann mit dem Jahr 1836 auch ein Epoche machendes Jahr, als der Hengst Shagya Senior in Bábolna zur Zucht eingesetzt wurde. Während das Gestüt Bábolna Ende der 1960er Jahre neue Wege in der Arabervollblutzucht zu gehen suchte, eroberte die Bábolnaer Araberrasse - 1978 nach der Shagya Araberrasse benannt - die Liebhaber der Araberpferde nicht nur in Europa, sondern auch auf der ganzen Welt.



Der Name Bábolna-Pußta wird erstmals in der Urkunde aus dem Jahr 1268 erwähnt. Hier wurden die von der Ungarischen Tiefebene nach Wien getriebenen, berühmten "magyar szürkemarha" (Ungarische Grauvieh-Rinder) nach einem langen Weg zum letzten Mal aussortiert, beziehungsweise eine Rast eingelegt, bis Regensburg weiter getrieben oder an die Metzger von Komárom und Gyõr verkauft. Noch heute erinnert in Bábolna die Hauptstraße daran: "Mészáros út" (Straße der Metzger).

Später ging der Besitz an die Grafen Szapáry. 1789 wurden die Ländereien dann von Kaiser Joseph II., auf Gesuch von József Csekonics - Leiter des Gestüts Mezõhegyes - zwecks Gründung eines neuen Gestüts gekauft. 

Der Kürssierhauptman, der sich der ungarischen Pferdezucht verpflichtet fühlte und daneben auch über gute Verbindungen verfügte, hatte mit sicherem Auge das Gebiet zur Gründung des Militärgestüts ausgewählt, das gleichzeitig auch Haltestation der militärischen Eilboten war. Nach der Schlacht von Gyõr (1809) brannten die napoleonischen Truppen das Anwesen nieder, das zwischen 1810-1820 neu aufgebaut wurde.

Im Jahre 1836 kam aus Syrien der weltberühmte Hengst Shagya nach Bábolna, dessen Nachkommen auch heute noch in vielen Ländern sehr geschätzt sind.
Unter den Kommandanten von Bábolna ist die Geschichte von Mihály Fadlallah el Hedad die merkwürdigste. Seine Liebe zu den Pferden brachte ihn im Jahr 1857 vom weit entfernten Syrien nach Bábolna, wo er eine neue Heimat gefunden hat und später auch Leiter des Gestüts wurde.
Einer der späteren Kommandanten von Bábolna, Tibor Pettkó-Szandtner, der Begründer der modernen Gespannführung, war nach dem Zweiten Weltkrieg auch Leiter des königlichen Gestüts in Ägypten.
12 Stammhengste und 61 Stammstuten bilden den Basisbestand des aus insgesamt 250 Pferden bestehenden Araber-Gestüts. Die reinrassigen Araberpferde aus Ägypten bedeuten einen beachtlichen Wert in der Araber-Vollblutzucht. Die typischen Merkmale der Shagya-Rasse sind geprägt von Eleganz, harmonischer Bewegung, außerordentlicher Gutmütigkeit und Lernfähigkeit, gepaart mit großer Leistungsfähigkeit und idealen Proportionen.
In dem Gestüt Dióspuszta des Nationalgestüts Bábolna GmbH werden seit fast vier Jahrzehnten die Englischen Vollblüter gezüchtet. Die Rennpferde aus Bábolna haben mit ihren ausgezeichneten Ergebnissen nicht nur in Ungarn sondern auch auf den Europäischen Rennplätzen die Bekanntheit des Gestütes gesteigert .
Die wirtschaftlichen Veränderungen 2001 erforderten organisatorisch eine Zweiteilung der herkömmlichen Tätigkeiten der Bábolna AG. So wurde die Pferdezucht und das Gestüt mit dem zum nationalen kulturellen Erbe gehörenden Schlosskomplex von den Wettbewerbszweigen Geflügelzucht- und Lebensmittelindustrie getrennt. Am 01. August 2001 wurde das zu 100 % im ständigen Staatsbesitz verbleibende Nationalgestüt Bábolna GmbH gegründet. Zu dessen grundlegender Aufgabe die Bewahrung des Schlosskomplexes, des Gestüts und des Pferdebestandes gehört sowie die Weiterführung des überkommenen ideellen Erbes seit der Gründung im Jahre 1789.

Bei der Besichtigung des Gestütshofes mit Fremdenführer werden folgende Sehenswürdigkeiten vorgestellt: das Kutschen-, Pferdemuseen und die Ställe des weltberühmten Arabergestütes, die Reithalle, der älteste Akazienbaum von Ungarn (gepflanzt im Jahre 1710), die Gedenktafel und Büsten der Gestütskommandanten, sowie eine Ausstellung über die Geschichte der Pferdezucht. Als Rahmenprogramm bietet das Gestüt Vorführungen u.a. in Fünfer-, Vierer- und Zweispännern. Auch ein abendliches Musikprogramm in der Reithalle: Reiter mit Fanfare, Karussell, Zweispänner und die Vorführung der Hengste, gehören zu den Sehenswürdigkeiten auf dem Gestüt.
Ein Botanischer Garten mit über 500 verschiedenen Pflanzen, eine Konferenz im Theater des Gestütshofes oder eine Grillparty in der malerischen Umgebung Ölbõ-Pussta  gehören zu den Besonderheiten in Bábolna.


 

Kladruby nad Labem

Tschechien

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Kladruby ist das älteste Gestüt der Welt und die zu den Warmblutpferden gehörenden Kladruber eine der ältesten Pferderassen, welche 2002 zum nationalen Kulturdenkmal erklärt wurde. Sie werden auf der Basis von altspanischen und altitalienischen Genen seit über 425 Jahren ohne Unterbrechung in der Tschechischen Republik gezüchtet. Es handelt sich um die einzige ursprüngliche tschechische Pferderasse, daher wird sie auch als böhmische Rasse bezeichnet. In Mitteleuropa ist der Altkladruber das älteste planmäßig gezüchtete Kulturpferd. Zunächst erfolgte die Zucht in allen Farbschlägen, später nur noch als Schimmel und Rappen.

Kladruby nad Labem liegt in den Elbniederungen ca. 20 Kilometer östlich von Kolín und neun Kilometer westlich von Prelouc. Die ersten schriftlichen Erwähnungen stammen aus dem 12. Jahrhundert.
Wilhelm von Pernstejn erwarb 1491 die Herrschaft Pardubice und später auch Kladruby. Nach politischen und wirtschaftlichen Änderungen kauften die böhmischen Stände das Pardubicer das Herrschaftsgebiet einschließlich dem Kladruber Wildgehege und schenkten es im Jahr 1560 dem Habsburger und österreichischem Erzherzog Maximilian im Ausblick auf seine Krönung zum König von Böhmen. Später wurde er zum römisch-deutschen Kaiser Maximilian II. ernannt. Im Jahr 1552 ließ dieser Pferde aus Spanien und Italien zuerst nach Wien, dann auch nach Kladruby bringen, auf deren genetischer Basis die heutige Rasse des „Altkladruber Pferdes“ entstand.

Der Sohn, Kaiser Rudolf II., erhob 1579 das ursprüngliche Kladruber Wildgehege zum kaiserlichen Hofgestüt und unterschrieb die Gründungsliste des Gestütes. Das Gestüt Kladruby nad Labem ist somit eines der ältesten Gestüte der Welt.

Im Laufe der Jahre wurde die Pferdezucht in Kladruby auf spanisch-neapolitanische Fahrpferde für den k.k. Hof spezialisiert. Jahrhunderte lang standen die Altkladruber Pferde im Dienste der Monarchen. Jeder Zeit mussten zwei Schimmel- und zwei Rapp-Achtspänner verfügbar sein. Die Schimmel wurden zu Zeremoniezwecken des Hofes angespannt, die Rappen kamen bei kirchlichen Anlässen zum Einsatz. Das für Reitzwecke vorgesehene Pendant war der Lipizzaner, dessen Zucht in dem Gestüt Lipizza seit 1580 erfolgte.

Bis zur Verstaatlichung des Gestüts Kladruby 1918 befand es sich im Besitz der Habsburger. Im „Siebenjährigen Krieg“ wurde 1757 brannten das Schloss, die Kirche und das gesamte Gestüt ab. Alle schriftlichen Dokumente gingen dabei verloren, Abstammungsnachweise sind nur bis 1764 zurückzuverfolgen. Erst 1770 gab Joseph II. den Befehl zum Wiederaufbau des Hofgestüts in Kladruby. Es entstanden der Josefhof, der auch heute noch für Zuchtstuten genutzt wird und 1831/32 der Franzenshof. In diesen Stallungen erfolgt bis heute die Aufzucht der Jungpferde.
Auch Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Sissi waren regelmäßig in Kladruby zu Besuch. Das Kaiserpaar begeisterte sich für Pferderennen, und war bereits bei der Eröffnung dieses Rennens 1874 anwesend.
Seit 1918 befindet sich das Gestüt im Eigentum des tschechoslowakischen bzw. tschechischen Staats. Die Zucht der Altkladruber Pferde wurde weniger intensiv betrieben und um 1930 waren die Altkladruber Rappen vom Aussterben bedroht. Ab den Dreißiger Jahren leitete man die Regeneration dieser Pferde ein, indem alle in Tschechien und in der Slowakei befindlichen Altkladruber Rappen zunächst nach Pruhonice bei Prag und 1945 in das Gestüt Slatiňany brachte. Noch heute werden die Schimmel in Kladruby, die Rappen in Slatiňany gezüchtet.

Im Jahre 1952 wurde in Kladruby eine Berufsschule mit Spezialisierung auf Pferdepflege und Reiten eingerichtet.
Seit 1992 bilden die Gestüte Slatiňany und Kladruby gemeinsam das Nationalgestüt Kladruby nad Labem und unterliegen dem Landwirtschaftministerium in Prag.

Weltweit gibt es nur ca. 1.100 Altkladruber Pferde, so ist die Hauptaufgabe des Nationalgestütes Kladruby nad Labem die Zucht und Erhaltung der Altkladruber Pferderasse, wozu der  Pferdebestand von ca. 520 Altkladrubern dient. 
Altkladruber werden bis zum internationalen Niveau als Fahrpferde im Turniersport eingesetzt. Aufgrund ihrer guten Rittigkeit und ihres majestätischen Auftretens werden sie  immer beliebter bei Barockreitern, die mit ihnen Lektionen bis zur Hohen Schule reiten.
Gelegentlich sieht man Altkladruber auf Dressurturnieren.

Die berittene Polizei von Pardubice, Ostrava etc. hat sie im Einsatz. Die imposant auftretenden, sehr nervenstarken Pferde eignen sich für diesen Aufgabenbereich ideal.
Nach über 70 Jahren Pause (seit 1918) werden sie heute auch wieder als Kutschpferde des Adels eingesetzt. Das Gestüt bietet viele Attraktionen und Möglichkeiten, sei es das Schloss, das Museum oder die Kirche; historische und moderne Pferdeveranstaltungen wie die traditionelle Hubertusjagd;  Veranstaltungen auch von Privatfeiern wie Hochzeiten u.a.; Kutschfahrten und Fahrturniere oder geführte Ausritte auf gut ausgebildeten, nervenstarken Altkladrubern bieten ein besonderes Erlebnis.

 

Nationalgestüt Janów Podlaski

Polen

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Janów Podlaski ist das älteste staatliche Gestüt Polens. Es wurde 1817 infolge des Wiener Kongresses auf Initiative des Königreichs Polen gegründet und von Zar Alexander I. bewilligt. Das Gestüt liegt etwa 2 km von Janów entfernt in Wygoda. Während des Ersten Weltkriegs wurde das Gestüt nach Russland evakuiert. Keines der evakuierten Pferde kehrte nach Polen zurück, so dass neue Pferde verschiedener Rassen nach Janów kamen, nachdem Polen seine Unabhängigkeit wieder erlangt hatte. Die meisten Gestütsgebäude waren zu diesem Zeitpunkt zerstört, doch das Weideland war noch weitgehend nutzbar.

Das Gestüt mit seinen weitläufigen Weiden entlang des Flusses Bug und den schönen Stallungen aus dem 19. Jahrhundert gilt als Pferdeparadies. Der Uhrenstall „Zegarowa“ und der Hauptstall der Hengste „Czolowa“ stammen aus den Jahren 1848 und 1841.
Die meisten Pferde, die nach dem Ersten Weltkrieg in Janów Podlaski einzogen waren Vollblut- und Anglo-Araber. Sie bildeten die Basis für die Zucht von Kavalleriepferden. Im Zweiten Weltkrieg verlor das Gestüt über 80% seines Bestands. Die verbliebenen Pferde wurden 1944 nach Deutschland evakuiert.
1946 wurde die Regierung in Polen neu organisiert und die Pferde kehrten zurück. Erst 1950 wurden sie wieder endgültig nach Janów Podlaski gebracht.
Seither werden im Gestüt Vollblutaraber und Anglo-Araber gezüchtet. Die Zucht sollte aber auch den Schlag der Polnischen Arbeitspferde verbessern. Heute hat sich die Nutzung der Pferde geändert. Sie werden vermehrt als Freizeit- und als Sportpferde genutzt. Jedes Jahr im Sommer werden im Gestüt die bekannten Arabian Horse Days mit Verkaufstagen und Zuchtschauen ausgerichtet. Die meisten Pferde werden in die USA verkauft.

Staatsgestüt

EL ZAHRAA EAO

Kairo, Ägypten

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Das ägyptische Staatsgestüt El Zahraa hat eine besondere Geschichte, mit deren Länge ich sie nicht langweilen möchte. Doch es gibt einige interessante Aspekte, die auch Nicht-Pferdemenschen interessieren könnten. Daher beschreibe ich die Umstände etwas locker und fasse viel zusammen.

In den altägyptischen Tempeln sieht man immer wieder die Pharaonen mit ihren Streitwägen, wie sie andere Völker unterwerfen. Also war das Pferd schon ein paar Tausend Jahre vor Christus ein wertvoller Besitz. Wahrscheinlich haben die Assyrer das Pferd aus dem Osten mitgebracht und auf ihren Kriegszügen eingeführt. Doch das war wir heute auf dem ägyptischen Staatsgestüt sehen, hat mit diesen Pferden nichts zu tun.

Was wir bestimmt wissen ist, dass die Beduinen der arabischen Halbinsel, unter schwierigsten Bedingungen, ein ganz besonderes Pferd gezüchtet haben: das Arabische Vollblut. Sein Adel, seine Schönheit, seine Ausdauer und seine Anspruchslosigkeit sind eine unvergleichliche Kombination, die diese Rasse so legendär gemacht hat. Inzwischen ist ihre Nachzucht über dem gesamten Globus verbreitet und die beliebteste Pferderasse überhaupt.

Um es kurz zu machen … und das ignoriert Jahrhunderte einer wechselvollen Geschichte: Alle ägyptischen Herrscher, aus welchen Dynastien sie stammten, wie lange sie regierten und wem sie auch immer unterlagen oder nicht, sie hatten fast alle die gleiche Passion, sie wollten diese arabischen Pferde besitzen und züchten. Das Problem bestand darin, dass die Beduinen ihre Pferde nicht hergeben wollten. Ich glaube sogar, dass einige Kriegszüge nur gemacht wurden, um an die Pferde zu kommen. Diese Pferde waren ihren Besitzern fast heilig und kaum ein Ungläubiger hat sie damals  zu Gesicht bekommen. Manch eine europäische Expedition, zum Ankauf von arabischen Hengsten, verlief somit buchstäblich im Sand.

Doch in Ägypten muss man einen Namen nennen, der wie kein anderer dafür gesorgt hat, dass wir heute die Schönheit der ägyptischen Araber erfahren dürfen. Der Mann heißt Ali Pasha Sherif und war für einige Zeit der Regent des Landes. Man sagt, er hatte über 1000 Pferde, die er nur von Beduinen umsorgen ließ. Er baute sich einen Palast mitten unter den Pferden, um ihnen nahe zu sein. Er zahlte horrende Summen für nur eine Stute. Er war verrückt, sagten die Leute. Doch er war ein Pferdekenner par excellence und auf seinem Wissen, auf den von ihm bewahren Abstammungsnachweisen der Pferde und auf der Erfahrung der Beduinen aus Arabien ruht die ganze Zucht des Staatsgestütes bis heute. Bis zu seinem Tode 1897 hat er wohl die beeindruckendste Araberzucht geschaffen, die man sich heute vorstellen kann. 

Und noch heute gehen immer die schönsten Pferde auf seine Blutlinien zurück. Natürlich hat nicht nur er, sondern der gesamte ägyptische Adel Pferde gezüchtet. Es gab auch ein königliches Gestüt, das nach modernen Gesichtspunkten züchtete und in das viele seiner Pferde übergegangen waren. Aber der letzte König von Ägypten, König Farouk, war sehr westlich orientiert und wollte sein Gestüt modernisieren. Wie es der Zufall will, hat er bei einem Staatsbesuch in Österreich auch das damals kaiserliche Gestüt Babolna in Ungarn besucht und sich ein Bild von einer klar strukturierten Zucht gemacht. Er war sich klar, er brauchte einen Fachmann, der das Gefühl und die Erfahrung hatte, welche Hengste und Stuten zusammen passen würden. Er fand den Mann, der wie kein anderer für diesen Job geeignet war, General Pettko-Szanter, den ehemaligen Gestütsdirektor von Babolna. Er kannte sich wie kein anderer in der Araberzucht und mit den Blutlinien aus.
Als er 1949 seine neue Aufgabe in Kairo übernimmt, hat der General, der damals schon 63 Jahre alt war, viel zu bewältigen: Er limitiert die Anzahl der wichtigsten Stuten und Hengste … aber weiter möchte ich hier gar nicht erzählen, sonst schreibe ich doch noch ein Buch. (Nachlesen kann man die Details in dem mit viel Liebe geschriebenen Buch von Dr. Erwin A Piduch "Egypts Arab Horses", in englisch. Leider nur noch antiquarisch zu bekommen.)

Kurzum die Arbeit von Pettko-Szandter war sehr erfolgreich. Der Hengst Nazeer war für ihn der Prototyp des ägyptischen Arabers und er hatte Glück, dass Nazeer auch ein Stempelhengst war mit vielen herrlichen Nachkommen. Aus dem Ausland kam viel kauffreudiges Publikum, um auf El Zahraa die schönsten ägyptischen Araber zu erwerben. Es gab legendäre Auktionen, legendäre Preise und auch viele tolle Geschichten, die sich um berühmte Pferde wie um die Stute Monie El Nefous drehen.

Doch dies war alles in Gefahr, denn der König wurde entmachtet und seine Pferde verstaatlicht. Drei junge Offiziere: Nasser, Sadat und Marei putschen im Jahre 1952 Ägypten ins 20. Jahrhundert. Es begann eine Zeitenwende, auch für die Pferde. Zunächst überführte man das königliche Gestüt in ein staatliches Gestüt mit Namen "Egyptian Agricultural Organisation EAO" und die Zucht ging weiter, doch nicht für lange.

Es bedarf immer nur eines Mannes und seiner Courage, um eine wahrscheinliche und absehbare Katastrophe aufzuhalten. Fast wäre das Gestüt El Zahraa aufgelöst und alle Pferde verkauft worden, wenn sich nicht Dr. Sayed Marei, einer der Putschisten und damaliger Landwirtschaftsminister, dem Beschluss widersetzt hätte. Er schlug der Versammlung, die das Weiterbestehen des Gestütes schon abgelehnt hatte und Pferde als Luxusartikel ansah, vor, doch ebenfalls die Pyramiden stückchenweise zu verkaufen. Damit könnte man auch Geld machen. Die Pferde seien, genau wie die Pyramiden ein kulturelles Erbe Ägyptens und könnten nicht veräussert werden. Seine Stimme hatte Gewicht, sowie die Unterstützung des Staatspräsidenten Nassers und das Gestüt blieb bis heute erhalten. 

Ägypten war damals eng an Russland angelehnt und damals wurde auch mit der Hilfe des kommunistischen Partners der Aswan Staudamm gebaut. Das ist ja ziemlich bekannt. Doch wer weiß schon, daß Staatspräsident Nasser dem russischen Präsidenten Chrutschow symbolisch als Dank einen Schimmelhengst aus dem ägyptischen Staatsgestüt schenkte? Und welchen Namen hatte der Hengst? Aswan, ein Sohn von Nazeer. 

Dieser Hengst kam in das russische Staatsgestüt Tersk, in dem auch Araber gezüchtet wurden. Während des zweiten Weltkrieges hatte die russische Armee das polnische Arabergestüt Janow Podlaski „evakuiert“, also die Pferde mitgenommen. Die Stuten mit Fohlen bei Fuss mussten über 2000 km laufen, um dann im Kaukasus ein neues Zuhause zu finden. Somit wurde die russische Araberzucht gegründet. Doch der Hengst Aswan vermochte es, mit seinem ägyptischen Blut, die gesamte Zucht zu veredeln und ihr einen eigenen Stempel aufzudrücken. Tersk wurde berühmt für seine russischen Araber-Pferde, leider wurde es dann nach 2000 privatisiert.

Sie sehen schon, bei den Pferden steckt viel Geschichte dahinter und auch viele Geschichten, denn alles dreht sich um den Ursprung der arabischen Pferde und die ägyptische Zucht und den Erhalt der Pferde.

Als das ägyptische Staats-Gestüt EAO gegründet wurde, lag es weit außerhalb der Stadtgrenzen Kairos, fast am Rande der Wüste. Es gibt heute noch eine Palmenallee, die mitten durch das Gestüt führt. Die Palmen sind sehr hoch, die Hochhäuser, die heute das Areal umstehen, wachsen aber in den Himmel. Die Stadt hat das Gestüt eingeholt. Daher ist es notwendig geworden, eine neue Bleibe zu finden, doch das ist auch wieder eine Geschichte für sich.

Als ich 1972 zum ersten Mal in Kairo war, hätte ich niemals in meinen kühnsten Träumen annehmen können, dass mit dieser Stadt mein Leben eine ganz besondere Wendung nehmen würde. Zum ersten Mal die Pyramiden und die Sphinx zu sehen, war überwältigend. Doch Pferde sah ich erst auf meiner zweiten Reise und da habe ich auch meine ersten Araberfotos gemacht und meinen ersten Kalender … aber das ist auch wieder eine Geschichte für sich.

Gerne würde ich weiter erzählen über meine Abenteuer in Kairo, in einer Zeit, wo es kein Handy, keine Kreditkarte und keinen Stadtplan gab … nur der Wunsch einer blonden Deutschen nicht nur das Staatsgestüt zu finden, sondern auch die Tihawy Beduinen im Nildelta und ihre Pferde.

Diese Ausstellung und auch das Eintauchen in meine Erinnerungen hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich denke darüber nach, aus diesem Einstieg einen Blog auf meiner Webseite zu machen. Was meinen Sie dazu? Ich würde mich über Ihre Meinung freuen.

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