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Mein schönstes Weihnachtsgeschenk

Meine Pferde

Bildgeschichte Friesenhengst Tjalf in Südafrika

Er sollte laut errechnetem Termin eigentlich ein Christkind werden, doch er hatte es dann doch eiliger auf die Welt zu kommen. Am 17. Dezember 2000 gebar mir meine selbstgezogene Warmblutstute „Frenzy“, ohne große Komplikationen, ein gesundes und

wunderschönes Hengstfohlen, ganz dunkel mit einer dreieckigen Blesse auf der Stirn, fast so wie ein Pizzastückchen. Auch wenn er eine Woche eher geboren wurde, so bekam er doch den bereits vorher ausgewählten Name „Noel“, was auf französisch Weihnachten bedeutet. Für mich war er nämlich das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich mir hätte wünschen können. Vom ersten Tag seines Lebens an war er ein Sonnenschein und erfüllte den Stall mit seinen Späßen. Noel stellte bereits die dritte Generation meiner selbstgezogenen Fohlen dar und so wollte ich von Anfang an bei ihm in Sachen Erziehung alles richtig machen. Aus Erfahrung wusste ich, dass es sich lohnt, frühzeitig mit dem Verladetraining anzufangen, natürlich ohne Zwang auf spielerische Art & Weise. Doch dass ich unglücklicherweise mit diesem Vorhaben eine Katastrophe heraufbeschwören würde, konnte ich nicht vorhersehen. Klein Noel verletzte sich so sehr, dass er monatelang in Iffezheim in der Pferdeklinik verweilen musste.


Der Unfall Ich hatte zum einfacheren Misten der Box in die offene Stalltür von Stute und Fohlen, eine Kette welche mit einem Schlauch ummantelt war, zur Absperrung eingehängt. Darunter schlüpfte der kleine Mann immer wieder hindurch und ließ diese über seinen Rücken gleiten. Als Noel nun zum ersten Mal mit seiner Mutter in einen Hänger stieg, klappte das Ganze eigentlich mühelos und ohne Komplikationen. Leider sah er bei dieser Übung, die vordere Querstange im Hänger nicht als Hindernis an, sondern stellte sich darunter und wollte sie mit dem Rücken hochschieben, so wie er es vom Boxmisten her kannte. Doch diese gab nicht wie gewohnt nach, ganz im Gegenteil, er steckte unter der Stange fest und brach sich selbst bei dem Versuch sich wieder zu befreien, 3 Dornfortsätze der vorderen Rückenwirbel ab. Einer konnte noch in einer OP gerettet werden, die anderen waren zerstört.




Traumabewältigung dank Linda Tellington-Jones Was für eine Tragödie... neben den Sorgen, die ich um den Kleinen Mann hatte, machte ich mir auch irrsinnige Vorwürfe! Noel war keine 5 Monate alt, als dies passierte und die Frage, ob er sich jemals schmerzfrei bewegen oder gar einen Sattel tragen könnte, blieb vorerst im Unklaren. Die nächsten Jahre seiner Jugend verbrachte Noel daher in einer Herde und wuchs unter Gleichaltrigen auf, bis ich ihn dann mit 4 Jahren wieder zurück nach Speyer holen wollte. Doch das Verladen stellte ein riesiges Problem dar, zu sehr hatte sich diese unglückliche Erfahrung in Noels Gedächtnis eingegraben. Ich selbst hatte keinen Traute mehr, ihn zu verladen, denn ich hatte, ebenso wie er ein Trauma davon getragen. Da kam meine Freundin Linda Tellington-Jones zu Besuch und wir fotografierten für ihr Buch bei mir im Garten mit meinen Pferden. Sie hörte sich Noels Geschichte an und zögerte keine Minute mit dem Entschluss, durch sanfte und gezielte Übungen das Verladen mit Noel zu trainieren.


Linda liebt Herausforderungen und war sofort voll motiviert. Sie baute behutsam durch bestimmte Lektionen Vertrauen auf, erkannte sein Zögern und gab ihm Zeit. In weniger als einer Stunde schien er seine tiefe Angst vor dem Hänger überwunden zu haben und machte die ersten Schritte auf die Rampe. Am nächsten Tag stieg er schon mit Linda gemeinsam in den Hänger ein. Seitdem hatten wir keine Probleme mehr beim Verladen, dank Lindas Hilfe und dem gezielten Wiederaufbau von Vertrauen. Hallelujah – was war ich damals darüber froh und bin noch heute dankbar!


Mit Noel die Seele baumeln lassen

Heute ist Noel ein stattlicher Wallach und lebt mit seinen Schwestern Bea und Lilly, seinem Papa Falkenwind, genannt „Fritz“, sowie Hispano Araber Rociero und den Ponies Hexe & Glory in meinem Stall in Speyer. Er ist mein liebstes „Lass-uns-in-den-Wald-reiten-Pferd“. Dies bedeutet, dass er den Unfall gut überstanden hat. Zwar blieb ihm eine sichtbare Delle am Widerrist, was ihn aber nicht daran hindert, schmerzfrei einen Reiter bzw. einen Sattel tragen zu können. Es ist ein kleiner optischer Makel, der uns an den guten Ausgang dieses Erlebnisses erinnert, doch gebe ich seither ganz besonders auf ihn acht.


So hat jedes meiner Pferde seine eigene Geschichte! Diese Geschichte und noch viele mehr aus meinem Leben als Pferdefotografin, von meinen Reisen und Begegnungen mit wundervollen Pferden und Persönlichkeiten findest Du in meiner brandneuen Fotoagenda 2020!





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