Meine Pferde
Der kleine Hengst „Sommerwind“ ist die vierte Generation meiner eigenen kleinen Warmblutzucht. Er geht auf die Trakehnerstute „Feenwind“ zurück, die ich vor vielen Jahrzehnten als Fohlen gekauft hatte. Man kann schon sagen, dass meine Pferde für mich wie eine Familie sind und die Geburt eines Fohlens ist immer wieder ein ganz besonderer Moment für mich.
Schon vom ersten Tag an hat der süße Kerl mit der schönen Blesse die Herzen der Menschen in seiner Umgebung erobert. Den Adel in seinem Ausdruck erbte er von seinem Großvater dem Trakehnerhengst „Falkenwind“ und das gute Gebäude und den ausgeglichenen Charakter von seinem Vater „Denario“, dem doppelten Bundeschampion. Damals als ich „Denario“ auf dem Gestüt Birkenhof bei Stuttgart zum ersten Mal gesehen habe und mich für ihn spontan entschied, war er noch ein dunkelgrauer Junghengst in der Entwicklung. „Sommerwind“ gehört zur seinem ersten Fohlenjahrgang als Vererber. Von Anfang an war der kleine Hengst so sanft, zutraulich und lieb wie seine Mutter „Bea“, die ich ebenfalls selbst gezogen habe.
Wenige Tage nach seiner Geburt wurde er feierlich von Linda Tellington-Jones mit Sekt getauft, die zu seiner Patentante wurde. Wir hatten viel Spaß mit ihm und er schloss sich schon damals eher den Menschen, als den Pferden an.
Jugendzeit – Freiheit pur! Nachdem er uns dann irgendwann ganz offensichtlich zeigte, dass er seine eigenen Wege gehen möchte und die Zeit des Absetzens gekommen war, durfte er dann auf die herrlichen Weiden des Haupt- und Landgestüts Marbach auf der schwäbischen Alb umziehen. Zwei Jahre lang genoss er dort die liebevolle Pflege der Gestüter und die Freiheit in der Herde, raufte mit den anderen Junghengsten,spielte und kräftigte seine Muskulatur. Diese Art der Aufzucht ist wirklich die natürlichste und beste für junge Pferde. Als er dann wieder nach Hause kam, erinnerte er sich sofort an alle Details und steuerte auf seine alte Box zu. Doch so ein junges Energiebündel möchte etwas zu tun haben. Einen weiteren Sommer auf der Weide mit Hengsten und Wallachen zu verbringen, war ihm wohl zu langweilig, denn er mischte die ganze Gruppe mit seinem dominanten Verhalten so auf, dass ich schleunigst einen Ausbilder für ihn suchen musste. Es ist keine einfache Entscheidung, sein Pferd in fremde Hände zu geben, denn die Chemie zwischen Ausbilder, Pferd und Besitzer muss stimmen und man sollte demjenigen schon viel Vertrauen entgegen bringen können.
Ausbildung – eine Frage des Vertrauens Mit Wolfgang Fürst begegnete mir ein außergewöhnlicher Mensch, der viel Erfahrungen, Instinkt und Liebe für junge Pferde hat. Er nimmt sich Zeit für die Pferde, die in seiner Obhut sind und orientiert sich nach ihrer Persönlichkeit und ihren Bedürfnissen. So lebt Sommerwind heute im schönen bayerischen Voralpenland und bekommt dort seine individuelle Ausbildung, die manchmal etwas unkonventionell erscheint, doch immer mit viel Spaß verbunden ist. Inzwischen ist er zu einem herrlichen Pferd herangereift und wenn er sich im Sonnenlicht bewegt, glänzen seine Muskelpakete unter dem seidigen Fell. Viele, die Sommerwind das erste Mal treffen, halten ihn für einen Lusitano, so viel Mähne und Halsmuskulatur hat er inzwischen entwickelt. Und ein klein wenig eitel ist er auch, wenn er sich auf der Wiese präsentiert und genau darauf achtet, dass man ihn auch ja beobachtet. Wie es sich für einen jungen Hengst gehört, strotzt er vor Kraft und Lebensenergie, doch unter dem Sattel ist er stets konzentriert und aufmerksam. Immer versucht er herauszufinden, was sein Reiter gerade von ihm möchte. Es ist eine Wonne ihn zu galoppieren oder ihn ohne Sattel zu reiten, so weich und angenehm sind seine Bewegungen. Ich erkenne stets das Fohlen in ihm wieder, das mir schon in den ersten Tagen seines Lebens vertrauensvoll hinterher gelaufen ist. Wolfgang sagte einst zu mir, er wüsste immer schon im Voraus, wann ich zu Besuch komme. Da schaute ich ihn ganz verwundert an, denn meine Besuche sind doch meist sehr spontan. „Ja“, meint er, „Sommerwind spürt das auch und verhält sich dementsprechend anders!“ Vielleicht haben wir ja wirklich schon eine so tiefe Verbindung zueinander aufgebaut?! Ich würde es mir auf jeden Fall sehr wünschen und vielleicht wird er für mich ein genauso treuer und naher Lebensbegleiter, wie es sein Großvater „Falkenwind“, genannt Fritz ist, der heute mit über 30 Jahren immer noch der unangefochtene König meines Stalls ist.
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